Kritik an Bush bei der Verleihung des Heinrich-Böll-Preises
Ransmayr greift Bush an
Die Erlaubnis zur Barbarei
Auf ungewöhnlich scharfe Weise hat der Schriftsteller Christoph Ransmayr die US-Politik von George Bush kritisiert. Anlass war die Verleihung des Heinrich-Böll-Preises am Wochenende in Köln.
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Ransmayr spricht von "strategisch geschürter Panik", die "in unseren Tagen vor allem demokratische Gesellschaften zu befallen scheint und dort nicht nur die Abschaffung von Bürgerrechten, sondern selbst den Angriffskrieg und damit verbundene Massenmorde als vorbeugende Selbstverteidigungsmaßnahmen unvermeidlich machen soll".
Man könne sich fragen, ob der Tod von nahezu 3000 Menschen in den Trümmern zweier New Yorker Hochhäuser den Bruch internationalen Rechts rechtfertigen könne. Ob die Zerstörung von Städten, die Aussetzung der Genfer Konvention als Gefühlsduselei und die Wiedereinführung von Foltermethoden der Spanischen Inquisition ausgerechnet mit dem Hinweis auf den Schutz von Demokratie und Menschenrechten zu begründen sei.
"Zwanghafte Ölgeschäfte"
"Wer sich die Erlaubnis zur Barbarei erteilt, der darf, ja muss wohl auch terrorverdächtige Großstädte mit Bombenteppichen überziehen und ... die mehr als 80 000 ... allein im Irak getöteten Zivilisten als Kollateralschäden abbuchen."
Weiter sei zu fragen, ob ein "durch zwanghafte Ölgeschäfte zum vielfachen Millionär gewordener Mann nicht besser einem mit Kriegsverbrechen beschäftigten internationalen Tribunal in Den Haag auszuliefern wäre, anstatt ihn unter grotesken Umständen wiederholt zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika zu wählen." Bush sei "immer noch stolz auf die mehr als 130 Todesurteile, die er als Gouverneur des humanistischen Musterstaates Texas bestätigt hat, und nun als Mister President uneingeschränkten Gebrauch macht von den allerneuesten, wahrhaft durchschlagenden Methoden der Friedenssicherung."
Keine Frage hingegen dürfte mehr sein, "dass nur ein mit Erdöl vertrauter, zu allem entschlossener Bewohner des Weißen Hauses weltbedrohende, beispielsweise in erdölproduzierenden Ländern eventuell und möglicherweise nebenbei produzierte Massenvernichtungswaffen noch vor ihrer Fertigstellung wirkam zu entschärfen vermag".
Unbeantwortet bliebe aber nach wie vor, "warum eigentlich chemische und biochemische Massenvernichtungswaffen und nukleare Keulen in den Händen einer islamischen, russisch-orthodoxen oder hinduistischen Gesellschaft ... um so vieles gefährlicher sein sollen als in den fundamental christlichen Händen einer die so genannte Freie Welt anführenden Macht, die diese Waffen - übrigens bestens beraten von nationalsozialistischen Beutewissenschaftlern - nicht bloß entwickelt, sondern als erste und bisher einzige Staatsmacht der Geschichte nicht nur gegen einzelne Hochhäuser, sondern gegen ganze Städte mit der gleichen Begründung eingesetzt hat, die auch die Kriege unserer Tage und aller Tage nach uns heiligen soll: Alle Opfer dienten allein der Wiederherstellung des Friedens".
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Quelle: Süddeutsche vom 11.12.2007 http://www.sueddeutsche.de/,ra4l1/kultur/artikel/72/147724/
Die Erlaubnis zur Barbarei
Auf ungewöhnlich scharfe Weise hat der Schriftsteller Christoph Ransmayr die US-Politik von George Bush kritisiert. Anlass war die Verleihung des Heinrich-Böll-Preises am Wochenende in Köln.
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Ransmayr spricht von "strategisch geschürter Panik", die "in unseren Tagen vor allem demokratische Gesellschaften zu befallen scheint und dort nicht nur die Abschaffung von Bürgerrechten, sondern selbst den Angriffskrieg und damit verbundene Massenmorde als vorbeugende Selbstverteidigungsmaßnahmen unvermeidlich machen soll".
Man könne sich fragen, ob der Tod von nahezu 3000 Menschen in den Trümmern zweier New Yorker Hochhäuser den Bruch internationalen Rechts rechtfertigen könne. Ob die Zerstörung von Städten, die Aussetzung der Genfer Konvention als Gefühlsduselei und die Wiedereinführung von Foltermethoden der Spanischen Inquisition ausgerechnet mit dem Hinweis auf den Schutz von Demokratie und Menschenrechten zu begründen sei.
"Zwanghafte Ölgeschäfte"
"Wer sich die Erlaubnis zur Barbarei erteilt, der darf, ja muss wohl auch terrorverdächtige Großstädte mit Bombenteppichen überziehen und ... die mehr als 80 000 ... allein im Irak getöteten Zivilisten als Kollateralschäden abbuchen."
Weiter sei zu fragen, ob ein "durch zwanghafte Ölgeschäfte zum vielfachen Millionär gewordener Mann nicht besser einem mit Kriegsverbrechen beschäftigten internationalen Tribunal in Den Haag auszuliefern wäre, anstatt ihn unter grotesken Umständen wiederholt zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika zu wählen." Bush sei "immer noch stolz auf die mehr als 130 Todesurteile, die er als Gouverneur des humanistischen Musterstaates Texas bestätigt hat, und nun als Mister President uneingeschränkten Gebrauch macht von den allerneuesten, wahrhaft durchschlagenden Methoden der Friedenssicherung."
Keine Frage hingegen dürfte mehr sein, "dass nur ein mit Erdöl vertrauter, zu allem entschlossener Bewohner des Weißen Hauses weltbedrohende, beispielsweise in erdölproduzierenden Ländern eventuell und möglicherweise nebenbei produzierte Massenvernichtungswaffen noch vor ihrer Fertigstellung wirkam zu entschärfen vermag".
Unbeantwortet bliebe aber nach wie vor, "warum eigentlich chemische und biochemische Massenvernichtungswaffen und nukleare Keulen in den Händen einer islamischen, russisch-orthodoxen oder hinduistischen Gesellschaft ... um so vieles gefährlicher sein sollen als in den fundamental christlichen Händen einer die so genannte Freie Welt anführenden Macht, die diese Waffen - übrigens bestens beraten von nationalsozialistischen Beutewissenschaftlern - nicht bloß entwickelt, sondern als erste und bisher einzige Staatsmacht der Geschichte nicht nur gegen einzelne Hochhäuser, sondern gegen ganze Städte mit der gleichen Begründung eingesetzt hat, die auch die Kriege unserer Tage und aller Tage nach uns heiligen soll: Alle Opfer dienten allein der Wiederherstellung des Friedens".
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Quelle: Süddeutsche vom 11.12.2007 http://www.sueddeutsche.de/,ra4l1/kultur/artikel/72/147724/
mandira - 12. Dez, 23:48